Zukunftsorientierter Lebensraum
Interkommunales Smart-City Projekt im Kreis Coesfeld
Digitalisierung ist keine Frage der Größe, sondern der Zukunftsorientierung. Gerade kleine Kommunen können damit die Lücke schließen und die Attraktivität ihrer Kommune für ihre Bürger, Gewerbetreibende und den Tourismus durch attraktive digitale Angebote erhöhen. Unabhängig davon bieten die aktuellen Förderprogramme Zuschüsse von 80%, bei Kommunen unter dem Schutzschirm sogar bis 100%. Es gibt also keine Gründe, nicht zu digitalisieren.
Auch Gemeinden, Dörfer und kleinere Städte können attraktive und zukunftsorientierten Lebensraum für ihre Anwohner bieten. Dafür ist insbesondere eine leistungsfähige digitale Infrastruktur notwendig.
Die Kommunen des Kreises Coesfeld Ascheberg, Billerbeck, Coesfeld, Lüdinghausen, Nordkirchen, Rosendahl und Senden haben dies erkannt und optimieren ihre digitale Infrastruktur mit den Schwerpunkten Breitband, Public Wlan und Mobilfunk in dem Projekt „Masterkonzeption Gigabitgesellschaft“ vor. An dem Projekt sind neben der STF Gruppe auch PricewaterhouseCoopers (PwC) und die Wirtschaftsförderung des Kreis Coesfelds beteiligt.
Michael Fritz, zuständig für das Projekt auf Seiten der STF Gruppe, erklärt in unserem Interview genauer, worum es bei dem Projekt geht.
Worum geht es beim Interkommunalen Smart City Projekt?
Grundsätzlich geht es darum, die digitale Infrastruktur im Bereich Coesfeld auszubauen und zu optimieren. Es gibt extrem vielschichtige Anwendungsfälle für die Digitalisierung, die nicht ohne ein gut ausgebautes Netz umsetzbar sind. Beispielsweise gab es schon Vorschläge, den Füllstand von großen öffentlichen Mülleimern digital zu kontrollieren, um diese rechtzeitig ausleeren zu können. Oder auch Anwendungsfälle im Bereich Tourismus sind denkbar. So könnte man Sehenswürdigkeiten mit QR-Codes ausstatten, um mit Hilfe von Mobiltelefonen über das Internet Sachinformationen zu diesen Orten zu erhalten. Auch Public Wlan oder die allgemeine Mobilfunkversorgung gehören dazu.
Welche Rolle hat die STF in diesem Projekt?
Die Ausschreibung des Kreises Coesfeld wurde in vier Arbeitspakete (AP’s) aufgeteilt. Wir haben an der Ausschreibung erfolgreich teilgenommen und den Zuschlag für das AP 2 sowie 3 erhalten. Konkret geht es dabei um die Mobilfunkmessungen, da die Kommune zwar offizielle Abdeckungskarten der Mobilfunkbetreiber erfragen konnten, sich diese aber mit den Erfahrungen der Kommune nicht deckten. Zudem sollte analysiert werden, wie die aktuelle Mobilfunklage sich mit Anwendungsfällen in der Digitalisierung vereinbaren lässt, um so am Ende ein Konzept zu erstellen, das eine optimale Mobilfunkdeckung beinhaltet.
Wie ist der Ablauf des Smart-City-Projekts?
Für die Durchführung des AP 2 wurden zunächst Mobilfunk-Gaps aufgedeckt. Dazu haben wir in jeder der sieben Gemeinden Messfahrten zur Aufnahme eines Ist-Zustandes für alle Mobilfunkbetreiber durchgeführt. Dabei haben wir alle Autobahnen, Bundesstraßen, Kreisstraßen, Landstraßen und Hauptstraßen abgefahren. Zuvor wurden für jede Gemeinde routenoptimierte Fahrten erstellt und mit Hilfe von entsprechenden Navigationsgeräte abgefahren. Insgesamt wurden 771km befahren und dabei Messdaten im Sekundentakt aller Netzbetreiber mit entsprechenden mobilfunküblichen Messgeräten aufgenommen. Im zweiten Schritt wurden diese Daten gesichtet, analysiert und es wurden entsprechende Versorgungslücken im Hinblick auf LTE ermittelt. Die Gemeinden hatten uns zudem Standorte genannt, an denen wir den Datendurchsatz speziell gemessen haben, weil es dort bereits Beschwerden seitens der Bürger gab. Aus all diesen Daten wurde dann im dritten Schritt für jede Gemeinde Empfehlungen erarbeitet, damit die Gemeinde mit den Netzbetreibern auf Augenhöhe sprechen konnten. Alle erarbeiteten Daten wurden den Gemeinden und der wfc im entsprechenden GIS-Format zur Verfügung gestellt. Die Auswertung der Messfahrten ergab ebenfalls einen Bedarf von insgesamt 80 Neubaustandorten, an denen bisher kein Netzbetreiber LTE anbietet Zum dritten Arbeitspaket zählt die Identifikation von relevanten Plätzen durch die Kommunen unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus AP1. Dazu gehören zum einen Ortsbegehungen (Fokus auf kommunale Einrichtungen z.B. Gebäude oder Straßenlaternen) und die Erstellung der Prädiktion mit Darstellung der berechneten Ausleuchtung (nur Versorgung, keine Aussage über Bandbreiten). Insgesamt wurden im Kreis Coesfeld 12 PublicWLAN Hotspots eingeplant, die Stadtpläne und zum Teil auch Schul-Campi wurden dann in ein Bearbeitungstool übertragen und die vor Ort aufgenommenen Standorte für Accesspoint übernommen.
Was ist die größte Herausforderung?
Die einzelnen Arbeitspakete sind abhängig voneinander und so besteht die Herausforderung vor allem darin, die einzelnen Arbeitsschritte zeitlich aufeinander abzustimmen. Somit mussten zunächst mögliche Anwendungsfälle im Bereich der Digitalisierung für den Kreis Coesfeld ausgeleuchtet werden, bevor wir mit unserem Teil, der Mobilfunkverbesserung sowie der Bereitstellung von Public Wlan starten konnten. Dazu fand ein offizielles Kick-Off-Meeting mit den Bürgermeistern und Vertretern der Kommunen, der PwC und mit der STF ITech statt. In einem letzten Arbeitsschritt wurden Konzepte zur Schließung fehlender Breitbandinfrastrukturen erarbeitet.
Wurden bei dem Projekt konkrete Planungstools zur Hilfe gezogen?
Das Prädiktions-Tool iBWave half, die Positionen der Accesspoints zu optimieren und eine entsprechende spätere Ausleuchtung darzustellen und eine ungefähre Aufstellung von notwendigem Equipment zu erstellen.
Wie ist dein Fazit zum Interkommunalen Smart City Projekt?
Die Ergebnisse, die die STF ITech lieferte waren für die Kommunen sehr hilfreich und das Feedback von den Kommunen und von der wfc war durchweg positiv. Unsere Arbeit war offensichtlich so zufriedenstellend, dass wir aktuell wieder mit der wfc in anderen Projekten zusammenarbeiten. Einige Gemeinden haben sich ebenfalls wieder gemeldet um aus den Grob-Konzepten jetzt Feinkonzepte erstellen zu lassen.
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