Der Geisterjäger aus dem Münsterland

Über das Aufspüren und Beheben von Netzwerkstörungen

Ihre Ursachen sind vielfältig, die Schäden, die sie anrichten, können erheblich sein: Netzwerkstörungen. Ein Problem, gerade wenn viele Anlagen in einem Netzwerk verbunden sind. Auch die Firma Maschinenbau Lienenbrügger hat mit diesem Phänomen zu kämpfen. Um den Netzwerkstörungen auf den Grund zu gehen, rief das Unternehmen Ulf Urmetz und sein Team der STF Gruppe zur Hilfe. Die Aufgabe des Teams ist es, die Geister zu jagen, die im Netz spuken und einen reibungslosen Betriebsablauf verhindern.

Mann Maschinen Produktion

Eine anspruchsvolle Arbeit, die nur Wenige bewältigen können. Denn es braucht gut ausgebildete Experten in der Elektroplanung, um die Netzstörungen aufzuspüren. Wer sich auf die Jagd begibt, braucht langjährige Berufserfahrung, um die Störungen im Netz zu finden, zu beheben und dabei wirtschaftlich zu handeln. Denn oftmals sind nahliegende Maßnahmen einfach zu realisieren und noch nicht einmal extrem teuer. Dies setzt aber voraus, dass man dem eigentlichen Problem auf die Spur kommt. Ist dies nicht der Fall, dann gilt es sinnvolle Alternativen zu finden. „Wir stehen bei unserer Arbeit auch in Kontakt mit der FH Münster, so können wir unser Praxiswissen mit neuesten Forschungsergebnissen kombinieren“, sagt Urmetz.

 

Mit Langzeitmessungen den Geistern auf die Spur kommen

Bei der Firma Lienenbrügger wurden Langzeitmessungen an der Hauptzuleitung durchgeführt. Dadurch sollte geklärt werden, welche Effekte im Netz auftreten. Dafür nutzen die Experten der STF Gruppe das Messgerät Fluke 435 Netzanalysator. Gemessen wurden Oberwellen, Spannungsschwankungen, Flicker, der Stromverlauf und die Leistungsaufnahme. „Außerdem haben wir mit den Menschen vor Ort gesprochen. Wir wollten wissen, wo und welche Phänomene auftreten“, erklärt Urmetz.

 

Oberwellen sind oft die Hauptursache für Netzstörungen. Sie entstehen durch leistungselektronisch gesteuerte Anlagen oder auch durch elektronische Vorschaltgeräte in Beleuchtungsanlagen. Dort wird das Sinus-Signal des Stroms zerlegt und ein Schwingkreis kann sich aufbauen, der sich auf das Stromnetz legt. „Diese Oberwellen bauschen sich auf, wie das Wasser an der Küste“, erklärt Urmetz. „Dabei können Spannungsspitzen bis zu 10.000 Volt entstehen. Da die technischen Anlagen für so hohe Spannungsspitzen nicht ausgelegt sind, können Maschinenteile zerstört werden und dies kann ziemlich teuer werden und zusätzlich zu Produktionsausfällen führen“, ergänzt Urmetz.

 

Im Gespräch mit den Mitarbeitern der Firma Lienenbrügger stellte sich heraus, dass es sich bei dem Stromnetz um ein historisch gewachsenes Mischnetz handelt, also kein reines Fünfleiternetz vorliegt. „Je reiner das Netz, desto weniger Chancen haben Oberwellen“, sagt Urmetz. Daher ist es wichtig, das Netz genau zu kennen. Die Produktion findet bei der Firma Lienenbrügger in sieben Hallen statt. Dadurch können sich verschiedenen Potenziale ergeben. Was zu unerwünschten Ausgleichsströmen führen kann. Beispielsweise fließen die Ausgleichströme über die Abschirmungen in den Patchkabeln der IT/TK-Infrastruktur (IT-Netzwerk), da diese ungewollt die Potenziale miteinander verbinden und somit zusätzlich die EDV-Anlagen belasten. Um dies zu verhindern, hat die STF Gruppe Lienenbrügger empfohlen, als erstes die Erdpotenziale und die Erdungswiderstände der einzelnen Produktionshallen zu prüfen, um eine Potenzialverschleppung auszuschließen.

 

Sind die ersten Maßnahmen umgesetzt, beginnt die eigentliche Geisterjagd. Es geht darum, die größten Störquellen zu identifizieren und an passenden Stellen Filter einzusetzen, um die Oberwellen abzufangen. „Diese Maßnahmen gelten speziell für die Firma Lienenbrügger. Es ist nicht möglich generelle Handlungsempfehlungen auszusprechen“, erklärt Urmetz. „Denn jeder Fall ist anders. Das ist die Schwierigkeit beim Aufspüren der Netzstörungen. Daher werden Experten benötigt, denn man weiß nie, wo die Ursache liegt. Es ist eben wie bei einer Geisterjagd.“

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